Es erwartete uns ein Feuerwerk an Informationen, von Martin lebendig und anschaulich präsentiert. Wir erfuhren geschichtliche Hintergründe zum über 120 jährigen Haus. Wir lernten, warum er bei den Dachrinnen kein Kupfer einsetzt und wie er verhindert, dass Vögel durch das Abflussrohr nach unten fallen. Er beschrieb, wie andere Vögel immer wieder durch den Kamin in den Schwedenofen geplumpst sind und wie er den Dachdecker überreden konnte, das Dach nach traditioneller Art und Weise zu decken, so dass überall kleine Lebensräume für Tiere entstehen können. Er erklärte uns den hohen Wert von stehendem Totholz, erzählte Anekdoten zur kreativen Beschaffung von alten Baumstämmen, erläuterte wie eine vielseitige Naturhecke aussieht und verriet wie er seinen Garten vor den Katzen schützt, ohne dabei den Zugang für andere Tiere wie den Igel zu verbauen.

An der warmen Hauswand tummelten sich bereits die Mauereidechsen, als uns Martin aus einem alten Tagebuch der Grosstante Einträge zur Seegfrörni von 1963 vorliest und Parallelen zwischen dem Ende der Maul- und Klauenseuche 1939 und der aktuellen Pandemie zieht. Ein erstes grosses Highlight waren danach die viel selteneren Zauneidechsen, die sich auf einem alten Baumstrunk sonnten, das Weibchen in braun, das Männchen in leuchtendem Grün. Sehr spannend waren auch seine Ausführungen zum „Ziberli“ (Zibarte), einem kleinen Baum, welcher eine Unterart der Pflaume ist. Dieser Baum spielte in der Form des Bauernhofs „Ziberlihoger“ eine wichtige Rolle im Roman „Anne Bäbi Jowäger“ von Jeremias Gotthelf, ist aber interessanterweise in der Flora Helvetica nicht aufgeführt.

Ein weiterer Höhepunkt war der Auftritt der Mauersegler, die uns am Vormittag mit gewagten Formationsflügen in atemberaubendem Tempo beindruckten. Martin erklärte uns, dass diese Vögel hochgelegene Nischen zum Nisten bevorzugen, dass sie sich nach dem Ausfliegen ausschliesslich in der Luft bewegen (auch zum Schlafen!), nur zum Nisten auf den Boden zurückkehren und dass sie weite Reisen zwischen südlichem Afrika und Skandinavien unternehmen, aber immer wieder zu ihrem Nistplatz zurückfinden. Zur Illustration zauberte er sogar zwei Mauersegler – Präparate aus seinem Gartenhaus.

Zwei Schwalbenschwänze hatten den sonnigen Tag zum Schlüpfen genutzt und waren gerade dabei, ihre Flügel aufzupumpen. Daneben standen auf alten, von Efeu umrankten Zaunpfosten grosse Pflanzenunterteller als Vogelbad. Unter einem davon verbarg sich zum grossen Staunen aller eine Blindschleiche, die sich sogar berühren liess. Schliesslich beobachteten wir einen Gartenbaumläufer, der unablässig seine Jungen fütterte und dies mit seinem charakteristischen „tüüt“ untermalte. Einzig bei den Wanderratten, die vom Aare-Kanal durch ein Abflussrohr in seinen Garten klettern wollten, zog auch Martin eine Grenze und forderte diese mit einem Gitter am Ausgang freundlich auf, doch unten am Kanal zu bleiben, dort sei es auch sehr schön zum Leben.

Abgerundet wurde die Führung von einem leckeren Apéro und vielen weiteren Diskussionen und Geschichten rund um Martins Garten. Am Ende waren alle Teilnehmenden höchst beeindruckt von der immensen Artenvielfalt auf kleinstem Raum sowie der Begeisterung und dem riesigen Wissen von Martin und seiner Frau Katharina. Und alle waren sich absolut einig, dass dieses kleine Naturparadies mitten in Aarberg die drei Schmetterlinge von Pro Natura mehr als verdient hat.