Im eigenen Garten kann man recht schnell und einfach etwas verändern, auch wenn es nur ein kleiner Teil ist. Aber ich finde jede kleine Veränderung zählt und bringt etwas für die Artenvielfalt.
Jürg Odermatt, Naturfreund aus Aarberg

Du hast dich entschieden, euren Garten umzugestalten und auf einheimische Pflanzen zu setzen. Was war deine Motivation dafür?

Zuerst muss ich vielleicht erwähnen, dass wir schon viele einheimische Pflanzen und Sträucher in unserem Garten haben. Aber es hatte eben noch ein paar Ecken in denen nicht einheimische Sträucher waren. Meine Motivation war, unseren Garten naturnaher zu gestalten, um der Tierwelt wieder einen Teil vom Lebensraum zurückzugeben. Mir haben Bilder oder Filme von naturnahen Gärten einfach gefallen und selber bin ich sehr gerne im Garten und beobachte Tiere. Ich finde ein lebendiger Garten ist interessanter und gut für das Wohlbefinden. Es macht auch Spass den Garten weiterzuentwickeln, dazu haben wir als Familie schon im letzten Frühling einen kleinen Teil insektenfreundlicher umgestaltet. Im eigenen Garten kann man recht schnell und einfach etwas verändern, auch wenn es nur ein kleiner Teil ist. Aber ich finde jede kleine Veränderung zählt und bringt etwas für die Artenvielfalt.

Welche Pflanzen hast du ersetzt und warum? Was hast du als Ersatz genommen?

Wir hatten als Sichtschutz sechs Kirschlorbeer an drei Standorten rund ums Haus verteilt (Foto unten). Zwei waren schon da, als wir das Haus übernommen hatten. Die anderen haben wir vor ein paar Jahren noch gepflanzt. Mich haben sie schon länger gestört, da sie sehr gross geworden sind und auch weil sie wie «Plastik»-Sträucher aussehen. Dazu kam das Bewusstsein, dass sie als Neophyten für unsere Tiere weder Lebensraum noch Nahrung bieten, ja sogar giftig und erst noch invasiv sind. Nach längerer Recherche haben wir uns für verschiedene einheimische Heckensträucher wie Liguster, gemeiner Schneeball, rote Heckenkirsche und Pfaffenhütchen entschieden. Ich war erstaunt über die Vielfalt der verschiedenen Sträucher bezüglich Blattformen, Blüten- und Beerenfarbe wie auch der Herbstfärbung. Als immergrünen Sichtschutz lassen wir hinter den Sträuchern Efeu an Rankgittern wachsen. Das haben wir schon an anderen Stellen und funktioniert gut. Efeu ist anspruchslos, sehr wertvoll als Lebensraum und blüht im Herbst ab etwa dem zehnten Lebensjahr. Die Blüten sind bei vielen Insekten beliebt, da im Herbst sonst nicht mehr viel blüht und die Vögel schätzen im nächsten Frühjahr die Beeren. Allerdings sind sämtliche Pflanzenteile und v.a. die Beeren des Gemeinen Efeus für den Menschen und auch viele Säugetiere giftig. Wir haben aber nicht nur Sträucher ersetzt, sondern auch noch Teile vom Rasen entfernt und insektenfreundliche Stauden gepflanzt. Die optische Aufwertung erfreut uns und die Insekten täglich.

Immergrüner Sichtschutz aus Kirschlorbeer

Was war dir bei der Auswahl besonders wichtig? Wieso hast du genau diese Pflanzen gewählt?

Für mich war klar, dass es Sträucher sein müssen, die insekten- und vogelfreundlich sind und auch einen gewissen Sichtschutz bieten. Meiner Frau war es zusätzlich wichtig, dass sie sich vom Aussehen und der Grösse optisch gut in den Garten integrieren. So waren die Anforderungen klar und ich habe mich informiert und angefangen einen Gartenplan zu zeichnen. Dabei hat mich sogar die Tochter unterstützt, welche auch Freude an diesem Projekt bekommen hat. So hat sich dann ergeben, dass wir neben den Sträuchern als Ersatz für die Kirschlorbeer spontan noch Platz für einen Sanddorn gefunden haben.

Wie und wo hast du dich informiert?

Ich hatte verschiedene Informationsquellen da die Themen invasive Neophyten und die Biodiversität aktuell eine grosse Beachtung finden. Die meisten spezifischen Informationen habe ich aus dem Internet, über Websites oder aus YouTube Beiträgen. Da findet man viele gute Übersichten zu den Eigenschaften der Pflanzen und in Filmen erhält man gute Tipps und Ideen. Aber ich erhielt auch wichtige Informationen z.B. aus dem Magazin «die Umwelt» 1/2019 vom Bafu über Biodiversität oder einer Broschüre für Vogelfreundliche Gärten der Vogelwarte (Gefiederte Nachbarn). Durch Zufall habe ich einen weiteren Neophyten in unserem Garten entdeckt. In einer Sendung vom SRF zur «Mission B» wurde als invasiver Neophyt das einjährige Berufkraut erwähnt. Als ich mal schauen wollte wie die Pflanze aussieht, musste ich mit Schrecken feststellen, dass wir auch einige Exemplare davon im Garten haben. Eine Woche zuvor hatte ich sie mit einer Pflanzen-App bestimmt, es wurde aber einjähriger Feinstrahl erkannt. Der lateinische Name ist identisch. Es gab dort aber keinen Hinweis, dass es ein Neophyt ist. Dies kommt wahrscheinlich daher, dass es eine deutsche App ist und in der EU gilt sie anscheinend nicht als invasiv. Ich habe dann sofort alle Pflanzen entfernt und im Abfall entsorgt.

Was waren die grössten Herausforderungen?

Das Ausgraben der Wurzelstöcke der Kirschlorbeer und das Zusammentragen vom Schnittgut war eine physische Herausforderung. Zum Glück habe ich das im noch kühlen März gemacht. Die grössere Herausforderung war aber eine Alternative für den Sichtschutz und gleichzeitig auch eine optische Aufwertung durch Blüten-, Beerenfarben und die Herbstfärbung zu finden, welche ins Gartenkonzept passen. Nach anfänglicher Skepsis konnte ich aber meine Frau mit Bildern und Beschreibungen von den Sträuchern überzeugen. Sie sind zwar nicht immergrün, dazu haben wir ja noch den Efeu. Dafür wird es im Herbst farbiger, das hat überzeugt…

Was ist dein Tipp für Gartenbesitzer*innen, die ihren Garten umgestalten möchten?

Wichtig ist sicher, dass man sich überlegt wie der Garten nachher aussehen soll und dazu eine Skizze macht. Alle Personen die den Garten benutzen sollen ihre Wünsche und Bedürfnisse einbringen können. So können Widerstände abgebaut werden und es kann sich zu einem Familien- oder Gemeinschaftsprojekt entwickeln. Und man muss sich gut informieren über die Eigenschaften der Pflanzen. Ev. kann man sich auch noch in einem Gartenfachbetrieb Unterstützung holen. Der Garten soll ja dann weiterhin Freude machen und nicht ein Flickwerk sein oder viel mehr Arbeit generieren. Eins ist sicher, der Aufwand und der Einsatz für die Umgestaltung zu einem naturnahen Garten lohnen sich, auch wenn es nur ein kleiner Teil ist. Die Tiere werden sich freuen und somit dann auch die Menschen.

Abgebildet: Zwei neue naturnahe Bereiche (Hügel und Bepflanzung entlang der Trockensteinmauer)

Hast du noch weitere Projekte für den Garten geplant?

Wir haben noch zwei Bambusse die uns einerseits nicht mehr so gefallen und andererseits auch nicht einheimisch sind. Die möchten wir dann mal noch ersetzen. Etwas das ich mir auch noch vorstellen kann ist eine teilweise Bepflanzung der Spalten unserer Trockensteinmauer. Weiter sehe ich auf unserem Balkon noch Potential für eine Bepflanzung in Kübeln oder Trögen. Für insektenfreundliche Balkonbepflanzungen findet man auch viele gute Vorschläge im Internet. Ein Garten ist ja etwas Dynamisches das sich natürlicherweise verändert und da kann man mit neuen Ideen immer wieder etwas Zusätzliches ausprobieren.